Rußland-Nordkorea-Pakt: Es geht um Abschreckung

Nachdem der russische Präsident mit seiner Forderung nach einem eurasischen Sicherheitsbündnis, das allen europäischen Staaten offen stehen soll, in den westlichen Hauptstädten für Aufregung gesorgt hatte, überraschte er den Westen erneut, als er am 18.6. zu einem zweitägigen Besuch nach Pjöngjang reiste und dort eine strategische Partnerschaft zwischen Rußland und Nordkorea ankündigte. Dazu gehört die Zusage, sich im Falle eines militärischen Angriffs gegenseitig zu helfen, sowie die mögliche gemeinsame Nutzung von High-Tech-Waffen. Putin reiste dann weiter nach Vietnam, das Washington seit geraumer Zeit auf seine Seite ziehen möchte.

Ray McGovern, der 25 Jahre lang hochrangiger CIA-Analyst war, sieht den Nordkorea-Besuch ganz anders als die Mainstream-Medien, wie er auf der Online-Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 21.6. darlegte. McGovern sagte: „Das kam für alle überraschend. Es gibt jetzt einen gegenseitigen Beistandsvertrag zwischen Rußland und Nordkorea. Wie viele Beistandsverträge hat Rußland? Einen: zwischen Rußland und Nordkorea. Die gegenseitige Verpflichtung, dem anderen zu Hilfe zu kommen, wenn er angegriffen wird. Das ist eine große Sache. Es wird viel darüber spekuliert, welche Art von Hilfe kommen könnte, um der anderen Seite beizustehen.“

Zu den Waffen: „Wir wissen, und Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater des Präsidenten [Biden], weiß, daß Putin den Nordkoreanern vor ein paar Jahren eine sehr, sehr hoch entwickelte ICBM – Interkontinentalrakete – geschenkt hat. Es ist nicht Rußlands modernste Rakete, aber die zweitbeste. Sie kann jeden Zentimeter der Vereinigten Staaten erreichen: Sie hat Täuschkörper, jede Menge Radartäuscher. Sie kann an Ort und Stelle gelenkt werden. Und, was am wichtigsten ist, sie ist mobil! Um mobil zu sein, braucht man festen Brennstoff. Es ist ein Feststoff… er wurde zweimal getestet.“ Nordkorea habe also längst die modernen Waffen, über die sich der Westen scheinbar so aufregt.

„Was versucht Putin also zu tun? Will er den anderen einen Strich durch die Rechnung machen? Er will abschrecken, um Himmels willen. Es geht um Abschreckung. Es ist keine Drohung, es bedeutet einfach: ,Seht her, wir haben die Situation in Europa, wo wir gewinnen. Wenn Sie, Präsident Biden, und Ihre Berater es für dermaßen wichtig halten, in der Ukraine nicht vor der Wahl zu verlieren und dadurch die Wahl zu verlieren…, daß Sie mit dem Einsatz von – was kommt als Nächstes? – Atomwaffen mit geringer Sprengkraft drohen würden? Vergessen Sie’s! Denn wir können Ihnen nicht nur im Westen Ärger machen. Im Osten haben wir jetzt einen Verbündeten in der Verteidigung. Nicht nur einen sehr guten Freund – China -, sondern einen echten Verbündeten in der Verteidigungskooperation.“

Ähnlich stellte der amerikanische Rußlandexperte Gilbert Doctorow die Hypothese auf, daß die gegenseitige Verteidigung im Rahmen der strategischen Partnerschaft mit Pjöngjang Teil einer „asymmetrischen Antwort“ auf die NATO-Eskalation in der Ukraine sein könnte, die Putin auf dem Petersburger Forum erwähnt hat, um der Welt zu zeigen: „Rußland blufft nicht.“

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