Mehr Tote im Gazastreifen und gefährliche Spannungen mit dem Libanon

Die israelischen Streitkräfte (IDF) setzen ihren Amoklauf im Gazastreifen fort. Am 23.6. starben mindestens acht Menschen bei einem Luftangriff in der Nähe eines Hilfszentrums, dem Sitz des UN-Palästina-Hilfswerks (UNRWA) im Gazastreifen. Hunderte von Menschen, die vor der Bodeninvasion geflüchtet waren, hatten dort Zuflucht gefunden. Nur einen Tag zuvor waren bei Angriffen auf das Viertel Al-Tuffah in Gaza und das Flüchtlingslager Al-Schati mindestens 42 Menschen ums Leben gekommen.

In Rafah starben 45 Palästinenser bei schweren Kämpfen am 21.6., als Panzer in den westlichen und nördlichen Teil der Stadt vordrangen, nachdem sie bereits den Osten, Süden und das Zentrum eingenommen hatten. Vor dem Beschuß aus Flugzeugen, Panzern und Schiffen flohen noch mehr Menschen aus der Stadt, die vor einigen Monaten noch mehr als eine Million Vertriebene beherbergte, von denen die allermeisten inzwischen wieder umgesiedelt sind.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte am selben Tag vor der „totalen Gesetzlosigkeit“ im Gazastreifen, dessen 2,3 Millionen Einwohner nach mehr als acht Monaten Krieg akut von einer Hungersnot bedroht sind. „Die meisten Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern im Gazastreifen werden geplündert“, sagte er vor Reportern. Israel hindere die UNO daran, palästinensische Zivilpolizei für die Sicherheit der Hilfsgüter einzusetzen.

Guterres äußerte auch große Besorgnis über die eskalierenden Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon. Die UN-Friedenstruppen versuchten, die Situation zu beruhigen und eine Fehlkalkulation zu verhindern. „Eine einzelne unüberlegte Handlung, eine Fehlkalkulation, könnte eine Katastrophe auslösen, die weit über die Grenze und, offen gesagt, über unsere Vorstellungskraft hinausgeht“, sagte er vor Reportern. „Die Menschen in der Region und die Menschen in der Welt können es sich nicht leisten, daß der Libanon ein zweites Gaza wird.“

Washington hatte am 18.6. den Sondergesandten Amos Hochstein in den Libanon und nach Israel entsandt, um die Spannungen zu deeskalieren, mit wenig Erfolg. Laut Middle East Eye warnte er libanesische Vertreter angesichts der zunehmenden Spannungen unverblümt, Israel bereite eine „begrenzte Offensive“ gegen die Hisbollah vor, die von den USA unterstützt würde, wenn keine diplomatische Lösung gefunden wird.