Erste Risse in der Anti-Orbán-Front der deutschen Medien

Die gescheiterten EU-Institutionen haben die Friedensmission des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, die ihn nach Kiew, Moskau, Peking, dann nach Washington zum NATO-Gipfel und anschließend zu einem Kurzbesuch bei Donald Trump führte, wiederholt scharf kritisiert. Brüssel boykottiert Ungarns sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft und möchte sie sogar annullieren. Einige wenige Mainstream-Medien in Europa tanzen jedoch aus der Reihe und unterstützen vorsichtig Orbans Initiative.

Ein Fall ist die einflußreiche deutsche liberal-konservative Tageszeitung Die Welt, ihr Brüsseler Korrespondent Christoph Schiltz veröffentlichte einen Kommentar mit dem Titel „Viktor Orbán hat eine Chance verdient“. Orbán habe den russischen Einmarsch in der Ukraine zwar nicht klar verurteilt, schreibt Schiltz, und man könne seine diplomatischen Bemühungen „verurteilen als nicht mit Brüssel abgesprochen oder als Ego-Trip eines Gernegroß. Aber so falsch ist Orbáns Solonummer nicht. Der Ungar hat eine Chance verdient. Orbán ist neben dem türkischen Präsidenten Erdogan der einzige Europäer und Regierungschef in der NATO, der gute Kontakte zu China und Rußland besitzt.“

Schiltz fährt dann mit dem verdrehten Argument fort, daß diejenigen, die Orbán kritisieren, selbst nicht genug täten, damit die Ukraine Rußland militärisch besiegen könne. Trotz seiner pro-ukrainischen Linie hat das berüchtigte Kiewer Zentrum für Desinformationsbekämpfung Schiltz 2022 auf seine Liste der Personen gesetzt, die „das russische Narrativ fördern“.

Deutschlands auflagenstärkste Boulevardzeitung Bild führte am 8.7. ein langes Videointerview mit Orbán. Der stellvertretende Bild-Chefredakteur Paul Ronzheimer stellte die üblichen Anti-Putin-Fragen, allerdings ohne die übliche Hysterie. Vor allem aber ließ er Orbán ausreden. Dessen Hauptargument lautete, wenn die USA, die EU und China sich einig seien, daß es Frieden geben soll, dann werde dieser auch kommen. Er warf Brüssel vor, zum Nachteil Europas nur die Position der USA zu übernehmen.

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