Die russische Wirtschaft wächst, trotz oder wegen der Sanktionen

Die endlose Serie von Sanktionen, die der Westen gegen Rußland verhängt, soll die russische Wirtschaft schwächen und Moskau zwingen, die „regelbasierte Ordnung“ zu akzeptieren, wie es immer wieder heißt. Die europäischen Volkswirtschaften wurden durch die höheren Energiepreise und den geschrumpften Handel sicherlich geschwächt, aber was ist mit Rußland? Wladimir Putin hat diese Frage indirekt in seiner Rede vor dem SPIEF beantwortet. Und auch wenn man über Einzelheiten seiner Darstellung streiten kann, wird das Gesamtbild von vielen bestätigt.

Die Tatsache, daß Rußland heute nach Kaufkraft die viertgrößte Wirtschaft der Welt ist, noch vor Japan, führte Putin auf die Umorientierung auf den Globalen Süden zurück. Von 2020-23 sei der Handel mit Asien um 60% gewachsen, mit Afrika um 69%, mit Lateinamerika um 42%, mit dem Nahen Osten verdoppelte er sich sogar.

Der Präsident wies darauf hin, daß die Erschließung dieser neuen Märkte einen entsprechenden Ausbau der Verkehrsverbindungen erfordert. Dazu wurden etliche Projekte in Angriff genommen, u.a. Eisenbahnlinien und Seewege. Insgesamt soll das Verkehrsaufkommen auf den internationalen Korridoren durch russisches Gebiet bis 2030 im Vergleich zu 2021 um das Anderthalbfache steigen.

In anderen Teilen der Rede hob Putin hervor, wie Rußland die Importe reduziert hat, jedoch nicht durch Strafzölle, sondern durch die Erschließung inländischer Quellen für viele Produkte, die sonst aus dem Ausland kamen. Sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich habe die Entwicklung von Hochtechnologie Priorität, was wiederum Verbesserungen bei der Bildung und Berufsausbildung voraussetze.

Zusammenfassend sagte Putin: „Die Weltwirtschaft ist in eine Ära ernstzunehmender, grundlegender Veränderungen eingetreten… Es entsteht eine multipolare Welt mit neuen Zentren für Wachstum, Investitionen und Finanzbeziehungen zwischen Staaten und Unternehmen. Die russische Wirtschaft reagiert auf diese Herausforderungen und verändert sich ebenso dynamisch, indem sie große Stärke und Stabilität erlangt.“