Deutsches Eisenbahnsystem vor dem totalen Zusammenbruch

Die Deutsche Bahn (DB) ist seit 30 Jahren auf dem absteigenden Ast. Die Führungsspitze zeigte sich nicht in der Lage oder nicht willens, endlich mit der Modernisierung oder dem Ersatz der vielen maroden Brücken, Gleise und Signale zu beginnen. Die Schweizer zum Beispiel haben sich oft über Deutschlands mangelnde Investitionen in den notwendigen Ausbau der Nord-Süd-Schienenstrecke für den Güterverkehr in Europa beschwert, die Deutschen haben ihren Teil nicht getan.

Deutsche Züge sind fast häufiger verspätet als nicht, wenn sie nicht ganz ausfallen, manchmal ohne Vorwarnung, wie jeder regelmäßige Nutzer sicherlich schon erlebt hat. Für die Stadt Hamburg dokumentiert ein aktueller Bericht, daß im Jahr 2023 „nur“ 14% aller Hochgeschwindigkeitszüge, die den Hauptbahnhof verließen, mehrere Minuten Verspätung hatten, während diese Zahl jetzt auf 21% gestiegen ist. Hinzu kommt, daß wegen dringender Reparaturarbeiten an den Gleisen zwischen Hamburg und Berlin alle Hochgeschwindigkeitszüge zwischen den beiden größten deutschen Städten einen Umweg fahren müssen, von dem ein Abschnitt nur eingleisig befahren wird.

Nun hat die DB vor wenigen Wochen den Startschuß für ein Crash-Projekt zum Ausbau von 41 Bahnstrecken gegeben. In allen Fällen wird der Schienenverkehr für Wochen oder sogar Monate durch den Busverkehr ersetzt. Nach so vielen Jahren der Vernachlässigung wird dieses Vorhaben in den nächsten Jahren noch mehr Chaos in das deutsche Bahnsystem bringen.

Insider haben darauf hingewiesen, daß die plötzliche hektische Aktivität der DB wahrscheinlich mit der Entscheidung der Regierung zusammenhängt, die Infrastruktur des Landes „kriegsbereit“ zu machen. Dazu gehört auch die Kapazität, bis zu 800.000 (!) NATO-Soldaten an die Grenzen des Bündnisses mit Rußland zu transportieren. Einem geheimen Dokument zufolge, das der Spiegel vor sechs Wochen veröffentlicht hat, schätzt die Berliner Regierung, daß im Falle eines NATO-Krieges mit Rußland so viele deutsche und verbündete Truppen die Häfen, Autobahnen und Eisenbahnen des Landes nutzen müssen, um nach Osten zu ziehen.

Als ob das noch nicht genug wäre, hat die DB vergangene Woche angekündigt, in den kommenden Jahren 30.000 ihrer Mitarbeiter zu entlassen. Angesichts der Inkompetenz und der fehlenden Planungs- und Ingenieurkapazitäten, die bei der DB system-immanent sind, könnte dies weitaus schlimmere Folgen haben als nur Verspätungen oder Ausfälle im Bahnverkehr. Man denke nur an den Fall Griechenland: Am 28. Februar 2023 starben mindestens 70 Fahrgäste bei einem Zugunglück, das eindeutig auf den brutalen Desinvestitionsplan zurückzuführen ist, den die berüchtigte „Troika“ der Gläubiger (Europäische Union, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds) der griechischen Bahn auferlegt hat. Griechenland war gezwungen, ab 2012 brutale Sparmaßnahmen durchzuführen, darunter die Kürzung der Zahl der Bahnmitarbeiter von 6.000 auf 800, die Signalabteilung wurde von 300 auf 30 Techniker reduziert. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der neoliberalen Regierung Mitsotakis, die nichts dagegen hatte, den griechischen öffentlichen Sektor um ein Drittel zu kürzen, während sie gleichzeitig Milliarden Euro für zweifelhafte Schuldenabbau- und Militärprogramme ausgab. Bis 2014 hatte das griechische Eisenbahnsystem, wie es vor 2012 funktionierte, aufgehört zu existieren, und große Katastrophen, wie die vom Februar 2023, waren vorprogrammiert.