Das Fiasko der Biden-Trump-Debatte: Wer regiert die „einzige Supermacht“?

Der unsichere und teils völlig inkohärente Auftritt von Präsident Joe Biden in der Fernsehdebatte mit Donald Trump am 27.6. löste bei den Experten der Mainstream-Medien Schockwellen aus – nicht, weil sie seine Schwächen nicht kannten, sondern weil sie gedacht hatten, seine Berater könnten sie verstecken. Seine schwachen Antworten und langen ratlosen Blicke bestätigten, was viele Wähler schon vermutet hatten: Biden sollte nicht wieder kandidieren, da er anscheinend an Demenz leidet. Eine Umfrage nach der Debatte ergab, daß 72% ihn für das Amt ungeeignet halten.

Viele Medien legten nahe, daß er nicht wieder antritt. Die New York Times, ein großer Unterstützer Bidens, veröffentlichte nach der Debatte einen Leitartikel mit der Schlagzeile „Um sein Land zu retten, sollte Präsident Biden aus dem Rennen aussteigen“ sowie innerhalb von zwei Tagen mindestens fünf Kommentare mit dieser Linie. Die Formulierungen waren gleichlautend: Biden ist ein guter Mann, er hat einen großartigen Job gemacht und das Land vor weiterem Verfall bewahrt, indem er 2020 Trump besiegte; aber seine katastrophale Leistung in der Debatte zeigt, daß er im November wahrscheinlich verlieren wird, deshalb brauchen die Demokraten einen anderen Bewerber.

In den Lobgesängen auf ihn fehlte das entscheidende Thema, das in der Debatte weitgehend ignoriert wurde: daß die NATO unter seiner Regierung ihre Provokationen gegen Rußland verschärft, weil sie den Stellvertreterkrieg in der Ukraine verliert, und daß die USA wegen ihrer Unterstützung für Israels Völkermord in Gaza international isoliert sind. Beide Konflikte bergen die Gefahr, daß „rote Linien“ überschritten werden und die USA/NATO in einen großen Krieg mit Rußland hineingezogen werden, der in einem Atomkrieg enden kann. Keiner der Kandidaten bot dafür eine Lösung an, und keiner reagierte auf Wladimir Putins Vorschlag für Verhandlungen.

Das eigentliche Problem liegt auf der Hand: Wenn Biden in einer Zeit zahlreicher strategischer Krisen geistig überfordert ist, wer hat dann das Kommando über das US-Militär, insbesondere über die nukleare Komponente? Nachdenkliche Menschen auf der ganzen Welt stellen sich diese Frage schon seit langem, aber jetzt mit noch größerer Dringlichkeit.

Der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh bezieht auf seinem Blog die Diskussion auf die aussichtslosen Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf zwei wichtige Insider in Bidens Umfeld: Tom Donilon, der 2010-13 Nationaler Sicherheitsberater von Präsident Obama war, sowie dessen jüngeren Bruder Mike Donilon. Sie hätten besonderen Einfluß auf den politischen Kurs und seien Teil einer Palastwache, die Biden in einer Blase von der Wirklichkeit abschirmt.

Tom Donilon ist Chef des BlackRock Investment Institute und war früher als Stabschef im Außenministerium unter Bill Clinton für die Entwicklung und Umsetzung der wichtigsten politischen Initiativen des Ministeriums, einschließlich der NATO-Osterweiterung, verantwortlich. (Mehr dazu unter https://eir.news/).

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