Sonderkonferenz des Schiller-Instituts: „Ein Schritt näher an der nuklearen Apokalypse“

Das Schiller-Institut veranstaltete am 2.10. eine Online-Sonderkonferenz „Ein Schritt näher an der nuklearen Apokalypse – Deutschland braucht eine neue Sicherheitsarchitektur“, auf der die Rolle Deutschlands in der aktuellen strategischen Lage im Mittelpunkt stand. Zu Beginn gab Helga Zepp-LaRouche einen Überblick über „die kaskadenartigen Ereignisse, die außer Kontrolle geraten“, insbesondere die Folgen der schrecklichen Angriffe Israels auf seine Nachbarn. Im Falle einer Eskalation gegen den Iran könne die gesamte Region explodieren, und noch weiter, da Rußland ein Militärabkommen mit dem Iran und China dort grundlegende Interessen habe.

Der zweite akute Gefahrenherd ist der Krieg in der Ukraine. Zepp-LaRouche erinnerte daran, daß Rußland kürzlich Änderungen seiner Nukleardoktrin angekündigt hat, wonach es bei einem schweren Luftangriff, der von einer Atommacht unterstützt wird, als erster Atomwaffen einsetzen könnte.

Ein ganz besonderer Gastredner war der ehemalige US-Botschafter in der Sowjetunion 1987-91, Jack Matlock, der die dramatischen Ereignisse am Ende des Kalten Krieges persönlich miterlebt und mitgestaltet hat. Matlock sprach über die Fehler der westlichen Politik nach dem Fall der Sowjetunion. „Wir hätten wir darauf bestehen sollen, eine europäische Struktur aufzubauen, die allen neuen unabhängigen Ländern, einschließlich Rußland, Sicherheit garantiert. Statt dessen begannen wir einfach die NATO-Osterweiterung.“ Das nannte er „einen großen Fehler“, da keine Bedrohung aus dem Osten bestanden habe. Aus historischen Aufzeichnungen wüßten wir heute, daß die Sowjetunion nie vorhatte, in Westeuropa einzumarschieren. In diesem Jahrhundert seien die USA dann aus den Rüstungskontrollabkommen ausgestiegen.

Zur Ukraine bemerkte Matlock: „Krieg ist überall eine schreckliche Sache. Und der Krieg in der Ukraine schadet der Ukraine viel mehr als jedem anderen Land. Aber einem der Punkte, die wir jetzt hören, würde ich nicht zustimmen. Die Leute sagen: ,Wenn man Rußland jetzt nicht stoppt, wird es sich die baltischen Staaten oder Polen oder Osteuropa vornehmen.‘ Das ist Unsinn! Dafür gibt es keinerlei Beweise! Und jeder, der die Geschichte dieser Region wirklich genau kennt, weiß, daß die Beziehungen Rußlands zur Ukraine und zu Belarus sehr speziell sind.“

Danach sprach Dr. Ted Postol, ein emeritierter MIT-Professor und führender Atomwaffenexperte. Er warnte, die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland könne einen Atomkrieg auslösen, weil diese Raketen zwangsläufig mit Atomsprengköpfen bestückt würden und die Warnzeiten für Rußland extrem kurz wären (vgl. SAS 38/24). Weitere Redner waren der VIPS-Mitbegründer Ray McGovern, der Geheimdienstexperte Rainer Rupp, der französische Strategieberater Oberst a. D. Alain Corvez und der Autor Wolfgang Effenberger. (Das Video ist verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=Ncsn050P7uA , mehrere der Reden finden Sie unter https://www.solidaritaet.com/neuesol/2024/41/index.php.)