Schuldenlast der Entwicklungsländer war noch nie so hoch

Einem neuen Bericht zufolge, der von der Hilfsorganisation des Norwegischen Kirchenkomitees in Auftrag gegeben und am 31.7. von Debt Relief International veröffentlicht wurde, ist der Schuldendienst der Entwicklungsländer so hoch wie nie zuvor, mit dramatischen Folgen für ihre Entwicklungsperspektiven. Der Schuldendienst übersteigt bei weitem die Sozialausgaben. Die Zusammenfassung des Berichts macht dies deutlich:

„2024 verschlingt der Schuldendienst im Durchschnitt von 144 Entwicklungsländern 41,5% der Haushaltseinnahmen, 41,6% der Ausgaben und 8,4% des BIP. … Vor allem aber übersteigt der Schuldendienst alle Sozialausgaben und ist 2,7 Mal höher als die Ausgaben für Bildung, für Gesundheit 4,2 Mal höher, für Soziales 11 Mal und für Klimaschutz 54 Mal.“

Das ist ein Durchschnittswert für alle Entwicklungsländer, die in dem Bericht in vier Kategorien unterteilt werden: hochverschuldete arme Länder (HIPC), Länder mit niedrigem Einkommen (LIC), Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen (LMIC) und Länder mit hohem bis mittlerem Einkommen (UMIC).

Laut der Studie von Debt Relief International haben sich die Ursachen des Schuldendrucks seit anderthalb Jahrzehnten verschärft:

* Die erste Ursache war das Austrocknen des staatlichen Kredits (auch von multinationalen Entwicklungsbanken) seit dem Crash 2008. Die Kreditvergabe an Länder mit hohem Einkommen verlagerte sich auf „öffentlich-private Partnerschaften“ sowie private Anleihegläubiger, mit sehr hohen Zinsen, über 10% und bis zu 15%.

* Als zweites folgte die rasante Inflation der Weltmarktpreise für Rohstoffe, laut dem Bericht seit 2018. Wie EIR gezeigt hat, sind die Preise 2019 nach einem Jahrzehnt „quantitativer Lockerung“, sprich Gelddrucken der transatlantischen und japanischen Zentralbanken, geradezu explodiert.

* Drittens wurden die Zinssätze für Staatsanleihen unter Führung der Federal Reserve erhöht, auch Zinsen für Nicht-Vorzugskredite der Weltbank u.ä. Dies machte nicht nur die Bedienung der Schulden schwieriger, es belastete auch die Währungen der Entwicklungsländer durch Abwertungen, wodurch sich der Schuldenbetrag in der Währung des Kredits (z.B. Dollar) erhöhte.

* Viertens nahmen viele Entwicklungsländer in den letzten zwei Jahrzehnten Schulden auf dem inländischen Kreditmarkt auf, jedoch zu sehr hohen Zinssätzen, weil sie Anleihen in großer Stückelung an wenige bevorzugte Kreditgeber ausgaben.

Ironischerweise ist es der Mangel an Entwicklungskrediten zu niedrigen Zinssätzen, der den Entwicklungsländern die noch erdrückendere Schuldendienstlast aufgebürdet hat.

Wer sind nun die Gläubiger der Entwicklungsländer? Dem Bericht zufolge entfallen 46% der Schulden auf multilaterale Gläubiger wie die Weltbank, 20% auf Banken und andere kommerzielle Gläubiger, 20% auf China als größten bilateralen nationalen Kreditgeber und der Rest auf andere bilaterale Kreditgeber im Rahmen der G20 sowie auf inländische Banken und Kreditgeber.

Die Veröffentlichung des Berichts kommt zum richtigen Zeitpunkt, da immer mehr Entwicklungsländer in und um die BRICS nach einer entwicklungsfördernden Alternative zum bankrotten Finanzsystem der City und Wall Street suchen.