BRICS: Der Übergang zu einer neuen Währungseinheit schreitet voran

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer BRICS-Währungseinheit für den Handel, worüber der russische Präsident Putin auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg gesprochen hat (s. SAS 24/24), war ein Treffen zwischen der Präsidentin der BRICS-Bank (NDB), Dilma Rousseff, und dem prominenten russischen Ökonomen Sergej Glasjew am Rande des Forums. Einzelheiten wurden nicht bekannt, aber die Tatsache, daß es über eine Stunde statt der geplanten halben Stunde dauerte, deutet darauf hin, daß es produktiv war. Ein Folgetreffen ist geplant.

Glasjew ist einer der wenigen Ökonomen weltweit, der die zentrale Frage des Kredits für die Währung versteht. Seine Idee einer Währungseinheit, die an Gold, einen Korb von Rohstoffen und die Währungen der Mitgliedsländer gekoppelt ist, würde sowohl den Handel erleichtern als auch eine Kreditquelle in der neuen Währungseinheit schaffen. Bisher war die Tätigkeit der Neuen Entwicklungsbank (NDB) dadurch eingeschränkt, daß sie für Kredite ausschließlich den Dollar verwendet.

Glasjews Ansichten sind, wie er selbst öffentlich erklärt hat, maßgeblich durch seine jahrzehntelange Freundschaft mit dem US-Ökonomen Lyndon LaRouche geprägt (vgl. Handel ohne  In einem Interview mit Sputnik vom Februar faßte Glasjew seine Sicht der neuen Währungseinheit wie folgt zusammen: „Die Idee der Währung ist, daß es zwei Körbe gibt: Ein Korb sind die nationalen Währungen aller am Prozeß beteiligten Länder, wie die SZR [IWF-Sonderziehungsrechte], aber mit klareren, verständlicheren Kriterien. Der zweite Korb besteht aus Rohstoffen. Wenn wir zwei Körbe haben und die neue Währung als Index von Rohstoffen und nationalen Währungen schaffen, und wir haben einen Mechanismus für Reserven, dann wird das mathematische Modell sehr stabil sein. Stabil und praktisch.“

Dann ging es um die Durchführbarkeit: „Die Einführung dieser Währung als Transaktionsinstrument wäre nicht allzu schwierig. Mit einer guten Infrastruktur und der Zustimmung aller Zentralbanken liegt es dann an den Unternehmen, diese Währung zu verwenden. Sie sollte in digitaler Form vorliegen, was bedeutet, daß man sie ohne das Bankensystem verwenden kann, so daß sie mindestens zehnmal billiger ist als die derzeitigen Transaktionen über Banken und Devisenbörsen.“

Zudem müsse man sich der Preisgestaltung bei Rohstoffen annehmen: „Im Moment wird der Preis durch westliche Spekulation bestimmt. (…) Die Preisbildung mit dieser neuen Währung sollte die westlichen Rohstoffbörsen überflüssig machen.“ Glasjews Team setzt sich dafür ein, daß das Thema beim BRICS-Gipfel im Oktober auf die Tagesordnung kommt.

Als am 12.6. das „Petrodollar-Abkommen“ auslief und offenbar weder Saudi-Arabien noch die USA es verlängerten, kommentierte Glasjew auf Telegram: „Das Fundament der Pax Americana bröckelt.“ Das vor 50 Jahren zwischen den USA und den Saudis geschlossene Abkommen verpflichtete das Königreich, Öl ausschließlich in US-Dollar zu handeln, im Gegenzug erhielt es Unterstützung von den USA, vor allem militärische.

Wenn sich die Angaben bestätigen, bedeutet dies, daß Saudi-Arabien die Abkopplung vom Dollar, die mit der Abrechnung saudisch-chinesischer Ölgeschäfte in Yuan begann, weiter vorantreibt. Das muß nicht bedeuten, daß es morgen seine Dollar-Anlagen aufgibt, aber es wird sicherlich seine Währungsreserven entsprechend der Entwicklung seiner Handelsströme diversifizieren.