EZB macht Klimawandel für Inflation verantwortlich

Da die Verbraucher die Elektromobilität meiden, die Landwirte in ganz Europa gegen die „Renaturierungs“-Gesetze revoltieren und die Dekarbonisierungsziele in weite Ferne rücken, drohen die grüne Finanzblase und damit die von Anlegern erhofften Megaprofite zu platzen. Deshalb schlägt die Europäische Zentralbank Alarm. Damit die Regierungen die Blase dennoch finanzieren, bringt die EZB das Argument ins Spiel, der Klimawandel sei die Hauptursache der Inflation.

„Der Klimawandel wirkt sich auf das Preiswachstum und seine Variabilität aus“, erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone am 27.5. auf einer Konferenz in Trient. „Eine größere Verfügbarkeit erneuerbarer Energien“ würde die Inflation bremsen. „Die EU ist derzeit noch nicht auf dem Weg, ihre Klimaziele für 2030 und 2050 zu erreichen“, beklagte Cipollone und zitierte einen Bericht des Network for Greening the Financial System, den von Mark Carney gegründeten „grünen Club“ der Zentralbanken (vgl. SAS 6/20). „Diese Szenarien unterstreichen, daß der Anteil fossiler Brennstoffe am EU-Energiemix von rund 73% im Jahr 2020 auf rund 20% im Jahr 2050 reduziert werden muß, um 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen.“ Dazu müsse man jährlich 3,7% des BIP der EU investieren, 620 Mrd.€.

Die Inflation mit Dekarbonisierung zu bekämpfen sei wie „den Durst mit Schinken zu löschen“, kommentierte ein Ökonom aus Rom. In Wirklichkeit ist nicht der Klimawandel die Ursache der Inflation, sondern die Geldpolitik der Zentralbanken. Durch die Abkopplung der Finanzen von der Realwirtschaft und die Aufblähung der Finanzwerte mit Billionen an billigem Geld haben die Zentralbanken ein hyperinflationäres Potential geschaffen, das sich bereits auf die Verbraucherinflation auswirkt. Die EZB behauptet nun, die physische Wirtschaft (die nach ihrer Logik am Klimawandel schuld ist) sei für die Inflation verantwortlich.

Das Wachsen der globalen Finanzaggregate und der Gesamtverschuldung ging in den letzten Jahren weiter, obwohl man versucht hat, durch Zinserhöhungen die Liquidität zu drosseln. Diese Politik hat allein im US-Bankensystem fast eine halbe Billion Dollar „unrealisierter Verluste“ verursacht, was durch eine massive Ausweitung der US-Staatsverschuldung kompensiert wurde, die nun außer Kontrolle gerät. 2024 wird sie um netto 2,5 Bio. $ ansteigen – mehr als die gesamte Staatsverschuldung Deutschlands, der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt nach BIP. Um das Schuldenwachstum einzudämmen und die nicht realisierten Bankenverluste zu verringern, kündigte das US-Finanzministerium Ende Mai ein Rückkaufprogramm an, das auf der Annahme beruht, daß die neu ausgegebenen Schulden weniger kosten werden als die alten – sprich, daß die Fed die Zinsen senken wird. Dies wiederum bedeutet, daß das Finanzkasino mit der neuen, durch Finanzderivate noch vermehrten Liquidität wieder in den Expansionsmodus eintreten wird, d.h. die Kluft zwischen den Kurven der Finanzaggregate und der (faktisch stagnierenden) Realwirtschaft wird sich vergrößern.

Und das in einem System, das nach eigener Aussage der EZB sehr anfällig ist und in einer geopolitischen Krise zerbrechen kann.